Erstanden – lebendig! Ein Ostergruß

Liebe Leserin, lieber Leser,

überall auf der Welt rufen sich Christen seit vielen Jahrhunderten und auf allen Kontinenten die Worte zu: „Der Herr ist auferstanden. Halleluja!“ Und bekommen zur Antwort: „Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!“

So Vieles ist zusammengefasst in diesen Urschrei des Lebens, vor allem aber eben dies: der Ruf, dass Leben stärker ist als Tod. Wer das aus vollem Herzen sagen kann, der braucht viel Mut. Denn es ist ja nicht so, dass a) das siegreiche Leben ein Zuckerschlecken/Ponyhof/Wunschkonzert oder dass b) der Tod schon völlig unerheblich geworden wäre, denn er macht auch in diesen Frühlingstagen Schlagzeilen als Terror, als Krieg oder Not. Aber wer den Mut und den Glauben aufbringt, in den Ruf des Lebendigen einzustimmen, der traut sich auch insgesamt unkonventioneller zu denken und die Welt wahrzunehmen. Daher benötigt das Bekenntnis zum Sieg des Lebens nicht nur Glaubensmut, sondern einen scharfen Blick und einen Sinn für das Ungewöhnliche. Nur dann bleibt die Freude über die Auferstehung auch lebendig. Die Wiederholung allein macht aus einem Osterfest noch keine Auferstehungsfeier.

„Um ein Genie zu sein, müssen Sie wie ein 94-jähriger denken!“, war das Portrait eines Physikers überschrieben, der im besagten hohen Alter gerade dabei ist, die Batterietechnik zu revolutionieren. Als Grund für die geistige Beweglichkeit und Erfindungsfreude jenseits der in dieser Hinsicht so überschätzten Jugend nennt er selbst seine enorme innere Freiheit, die ihm sein Glaube gibt.

Nun müssen wir nicht alle Genies sein und erfinderische Höchstleistungen vollbringen, um den österlichen Sieg des Lebens über den Tod recht zu würdigen. Aber wenn uns Ostern im wahrsten Sinn des Wortes dazu ermuntert, das Erstaunliche, das Ungewöhnliche, das Erfrischende und Erneuernde wieder deutlicher zu bemerken und zu schätzen, dann wäre das unser kleiner Anteil an diesem Sieg. An unserer Lebensfreude zeigt sich, wie ernst wir das Osterlachen nehmen, das in dem alten Gruß: „Der Herr ist auferstanden. Halleluja.“ durch uns erst richtig laut werden kann.

In diesem Sinne: Frohe Ostern!

Ihr

Joachim von Kölichen