Passion – Zeit zum Nachdenken

Augenblick mal! Sieben Wochen ohne Sofort!“ Unter diesem Motto lädt die Aktion „7 Wochen Ohne“ in diesem Jahr ein zur Entschleunigung während der Passionszeit.

Unsere Zeit ist geprägt vom „Sofort“: Sofort zurückrufen, wenn der Anrufbeantworter blinkt. Sofort antworten, wenn eine Mail im Posteingang erscheint. Sofort kommentieren, liken oder selbst etwas posten, wenn auf Facebook, WhatsApp oder anderen sozialen Medien Jemand etwas von sich gibt. Laut einem Bericht des „Spiegel“ hat  die chinesische Stadt Chongqing im Jahr 2014 den weltweit ersten Gehweg „für Menschen, die unterwegs ihr Handy nutzen“ eröffnet.

Die Passionszeit ist geprägt vom „Sich-Zeit-Nehmen“. Zeit zum Nachdenken. Zeit für sich selbst. Zeit für Gott. Denn das Nachdenken über den Leidensweg Jesu braucht Zeit. Wer diesem Weg nachspüren will, muss sich Zeit nehmen. 40 Tage dauert die Passionszeit – in Erinnerung an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste gefastet hat bevor er öffentlich auftrat, Jünger um sich sammelte und den Menschen das Reich Gottes verkündete. In diesen 40 Tagen erlebte er die Nähe Gottes ebenso wie die Gottverlassenheit in der Versuchung durch die gottfeindlichen Kräfte. Jesus hat sich diese Zeit genommen, um sicher zu sein, dass er ganz auf Gott vertrauen kann. Um diese Erfahrung zu machen, hat er sich in die Wüste zurückgezogen. An einen Ort der Stille und Entschleunigung.

Seit mehr als 30 Jahren lädt „7 Wochen Ohne“ ein zum „Sich-Zeit-Nehmen“, zum „Herunterfahren“, zur  Entschleunigung. Ob man dies allein für sich tut oder sich einer Gruppe anschließt, bleibt einem dabei selbst überlassen. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen. Dem „Sofort!“ in den Anforderungen des Alltags nicht immer nachzugeben. „7 Wochen Ohne“ will die Passionszeit gestalten. Dabei geht es nicht einzig und allein um das Fasten und Verzichten. Man kann diese Zeit auch nutzen, um sich bewusst etwas Gutes zu tun: Wenn nicht jede Minute im Leben verplant und besetzt ist, hat man die Freiheit, die weißen Stellen im Terminkalender für Dinge zu nutzen, die einem gut tun. Die Sonnenstrahlen des erwachenden Frühlings auf der Haut spüren statt den Facebook- Account checken. Einen kurzen Spaziergang machen statt im Internet surfen. Es ist eine wunderbare Erfahrung,  wenn man feststellt: „Eigentlich habe ich nichts verpasst. Im Gegenteil – ich habe Lebensqualität geschenkt bekommen.“

„Sich-Zeit-Nehmen“, um die Passionszeit bewusst zu erleben. Dazu lädt die Kirche seit Jahrhunderten ein. „7 Wochen Ohne“ nun auch schon seit über 30 Jahren!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Passionszeit und Zeit zum „Sich-Zeit-Nehmen“.

Ihr Pfarrer Roland Böhmländer